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Erdkabel und Bodenschutz gemeinsam denken

Gelungene Rekultivierung von Versorgungstrassen beginnt mit gemeinsamer
Planung

Das Erdkabel soll es richten. So vereinfacht lässt sich die Situation um die großen Gleichstromtrassen wie SuedLink und SuedOstLink zusammenfassen. Denn der für das Gelingen der Energiewende nötige Ausbau der Übertragungsnetze stieß nicht überall auf Zustimmung. Um die Bedenken in der Bevölkerung zu reduzieren, beschloss der Deutsche Bundestag im Dezember 2015 den Erdkabelvorrang für einige Gleichstromleitungen.

Für all jene, deren Grund und Boden in einem der Trassenkorridore liegen könnte, ist so eine unterirdische Stromleitung eine ganz andere Hausnummer. Waren Grundstücke bisher nur punktuell durch den Standort der Strommasten betroffen, werden durch Erdkabel deutlich größere Flächen in Anspruch genommen. Wie genau die Verlegung der Kabel erfolgt, wie die dafür nötigen Baustellen geplant und wie viel Fläche tatsächlich benötigt wird, steht noch nicht fest. Der genaue Verlauf der Gleichstromtrassen und die zum Einsatz kommende Technologie ist noch in Planung. Es ist daher nicht überraschend, dass einige Forst- und Landwirte zunächst „das Schlimmste“ erwarten und Großbaustellen mit schweren Maschinen und riesigen Gräben vor sich sehen und sich um ihre Böden sorgen.

Um genau diesen Bedenken entgegenzuwirken, sollten Forst- und Landwirte so früh wie möglich in die Planungen einsteigen und ihr Wissen einbringen. Sie kennen die jeweiligen Böden am besten und können im Vorfeld wichtige Hinweise geben. „Bereits zu Beginn der Planungsmaßnahme sollte bodenkundlicher Sachverstand einbezogen werden und nicht erst nachdem die Trasse definiert wurde“, empfiehlt Prof. Dr. Rainer Horn, Bodenkundler der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Denn nur wenn regionale Besonderheiten von Beginn an bekannt sind, können sie schon bei der Trassenfindung und der Projektplanung berücksichtigt werden. Eine kompetente Baubegleitung kann außerdem helfen, Eingriffe in den Boden sorgfältig und schonend vorzunehmen.

Eigentümer oder Bewirtschafter sollten zudem schon vor Baubeginn mit dem zuständigen Übertragungsnetzbetreiber klären, wer etwaige Folgeschäden wie nachweisen muss und wer die Kosten dafür trägt. Experten raten den Grundstückseigentümern, den Flächenzustand der Baumaßnahme regelmäßig bildlich zu dokumentieren. Probleme können so rasch und sachlich erkannt und gelöst werden. Insbesondere Bodenschäden durch z. B. Verdichtung, Vermischung und Verunreinigung sowie Beschädigungen an Drainagen, Wegen und Zäunen sollten dokumentiert werden.

Da in der Praxis bodenkundliche Baubegleitungen bisher nicht Standard sind, schlagen Experten für die konkreten Baumaßnahmen eine verbindliche unabhängige bodenkundliche Baubegleitung vor. Laut Dr. Volker Wolfram, landwirtschaftlicher Gutachter für Leitungsbau, sollte die Baubegleitung nicht mit dem Ende der eigentlichen Baumaßnahme abgeschlossen werden. Besser wäre es, erste Rekultivierungsmaßnahmen und Ertragseinnahmen durch den Flächennutzer abzuwarten. Bei Nichteinhaltung von Bauvorgaben müsse eine bodenkundliche Baubegleitung auch über den Fortgang des Baus mitentscheiden können, damit eine Schädigung des Bodens verhindert werde.

Werden die bodenkundlichen Vorgaben berücksichtigt, lassen sich Veränderungen am Boden minimieren. Damit nach dem Bau die Rekultivierung gelingt, sollten die Flächen für mindestens drei Jahre alternativ bewirtschaftet werden, raten Experten wie Horn und Wolfram. Denn der frisch aufgetragene Boden ist noch sehr empfindlich und sollte schnellstmöglich mit tiefwurzelnden Zwischenfrüchten oder Dauerkulturen begrünt werden. Die Begrünung hilft dem Boden sich zu stärken, bevor er in die ursprüngliche Nutzung zurückgeführt werden kann. Eine vorschnelle Nachbewirtschaftung kann jahrelange Folgeschäden und Ertragsminderungen bedingen.

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