Bürger fragen - Wir antworten
Gesundheitsgefährdung bei Erdkabeln?
Hallo, wir haben vor kurzem ein schönes, teures Randgrundstück erworben, auf dem wir nun zeitnah bauen wollen. Bei der Erschließung dieses Gebiets ist uns jetzt aufgefallen, dass um unser Grundstück Erdkabel verlegt wurden, die das gesamte Neubaugebiet (50 Wohnhäuser) verbinden. Es handelt sich dabei um etwa 20 Kabel nebeneinander, die dann hinter unserem Grundstück in einem neuen Trafohäuschen enden. Unser Haus wird zu diesen Kabeln unter dem zukünftigen Bürgersteig etwa einen Abstand von 3 m haben. Da wir drei kleine Kinder haben, mache ich mir jetzt doch Gedanken, ob von den Erdkabeln und den dadurch entstehenden Magnetfeldern eine Gesundheitsgefährdung ausgehen kann?

Antwort von der Redaktion
Sehr geehrte Frau W.,
vielen Dank für Ihre natürlich sehr berechtigte Frage.
Zunächst einmal möchte ich Ihnen zum Erwerb Ihres Grundstücks gratulieren aber nun zu Ihrer Frage:
Elektrische Leiter, zu denen auch Erdkabel gehören, erzeugen im Betrieb ein elektrisches und ein magnetisches Feld. Grundsätzlich können elektrische und magnetische Felder auf den menschlichen Körper wirken. Elektrische Felder dringen dabei kaum in den Körper ein. Möglich ist ihre Wahrnehmung durch Vibrieren der Härchen auf der Haut oder durch elektrostatische Entladungen (kennt man vom Reiben an einem Luftballon). Das elektrische Feld wird bei Erdkabeln nahezu vollständig durch die Ummantelung und das Erdreich abgeschirmt und ist somit nicht relevant. Magnetische Felder durchdringen den Körper und können in diesem durch Induktion elektrische Felder und Ströme erzeugen. Diese Felder können nur schwer abgeschirmt werden. Die Einhaltung der Grenzwerte ist hier deshalb von besonderer Bedeutung.
Der Gesetzgeber verpflichtet die Betreiber von Stromleitungen, dass jederzeit die Grenzwerte von elektrischen und magnetischen Feldern eingehalten werden müssen, um gesundheitliche Beeinträchtigungen zu verhindern. Auch in Ihrem Fall, beim Bau eines Neubaugebiets und unmittelbarer Nähe zu einem Trafohäuschen gelten für die elektrischen und magnetischen Felder Grenzwerte, die in der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (26. BImSchV) festgelegt sind. Für Orte, an denen sich Menschen dauerhaft aufhalten, liegen die Grenzwerte bei 5 kV/m (elektrisches Feld) und 100 μT (magnetisches Feld). Eine Kontrolle führt die zuständigen Landes- bzw. Bundesbehörden durch.
Die konkreten Feldstärken ohne weitere Details wie die Verlegetiefe, die Bodenbeschaffenheit sowie die Kabeltechnologie zu benennen, ist leider nicht möglich. Als Anhaltspunkt für die magnetische Flussdichte (ugs. Feldstärke) können wir auf Werte für eine 380 kV Erdleitung zurückgreifen, welche der stärksten Übertragungsart in Deutschland entspricht und sicher nicht vor Ihrem Grundstück liegt. Dort beträgt die magnetische Flussdichte direkt über dem Leiter 3,5 μT. Es ist davon auszugehen, dass die Felder in niedrigeren Spannungsebenen, wie sie vermutlich bei Ihnen vorkommen, noch deutlich geringer sind. Mit dem Abstand zur Leitung nehmen die Felder zudem normalerweise quadratisch ab. Verdoppelt sich also die Entfernung, sinken die Felder um den Faktor 4. Zusätzliche Minderungseffekte gibt es durch das Mauerwerk. Die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte für elektrische und magnetische Felder bspw. von neuen Erdkabeln ist also auch dann garantiert, wenn diese Leitungen sehr nah an Wohnhäusern vorbeiführen.
Weitere Informationen zum Thema Gesundheitsschutz, finden Sie unter https://www.buergerdialog-stromnetz.de/gesundheitsschutz/ und auf der Website vom Bundesamt für Strahlenschutz: https://www.bfs.de/DE/themen/emf/emf_node.html
Ebenso hat das Kompetenzzentrum für Elektromagnetische Felder vom Bundesamt für Strahlenschutz Fachvorträge und zusätzliches Informationsmaterial zu dem Thema. Sie finden das Material auf der folgenden Webseite:
https://www.bfs.de/DE/themen/emf/kompetenzzentrum/das-kompetenzzentrum/das-kompetenzzentrum_node.html
Wir hoffen, dass wir Ihre Fragen zufriedenstellend beantwortet haben und Ihnen Ihre Sorge nehmen konnten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team vom Bürgerdialog Stromnetz
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