Die Energiewende ist eine Generationenaufgabe und betrifft alle Bürgerinnen und Bürger. Das Thema ist komplex und es gibt viele unterschiedliche Interessen. Entsprechend vielfältig sind die Meinungen und Positionen, die wir hier abbilden.
Jede Bürgerin und jeder Bürger, aber auch Verbände und Vereine, sollten ihre Beteiligungsmöglichkeiten im Planungsverfahren nutzen, um Ideen und Bedenken zu Protokoll zu geben. Das erste Mal im formalen Verfahren ist das bei den Antragskonferenzen der Bundesfachplanung möglich. Dort stellen die Übertragungsnetzbetreiber ihre Vorschlagskorridore und Alternativvorschläge vor. Vorher aber sind die zuständigen Übertragungsnetzbetreiber schon mit Informationsveranstaltungen unterwegs, um sich ein Bild von der jeweiligen Region zu machen. Das ist eigentlich der beste Zeitpunkt, um sich als Bürger/-in über die Planungen zu informieren und sich auf die Antragskonferenz vorbereiten zu können.

Dr. Elke Weingarten
Diplom-Ingenieurin Landschaftsplanung/Bosch&Partner
Quelle: Dr. Elke Weingarten/Bosch & Partner GmbH
Wir als Straßen.NRW wollen und müssen im Sinne aller Betroffenen, der allgemeinen Öffentlichkeit, der Wirtschaft, aber auch beispielsweise der Umweltvertreter Infrastruktur gestalten. Und dafür ist eine frühst mögliche Analyse, für wen wir hier in den Regionen arbeiten, immer der erste Schritt. Das ist auch für unsere Ingenieure wichtig: Auf Informationsveranstaltungen und Dialogforen sprechen sie mit denen, die die Projekte betreffen und erfahren, wo die größten Bedenken liegen oder welche Anregungen dem Projekt noch weiterhelfen können. Wir begegnen uns da bewusst auf Augenhöhe und erleben immer wieder qualitativ hochwertige Beteiligungen, die unsere Planungen erleichtern. Und mit der Erfahrung können wir sagen, dass unter unseren Ingenieuren, die vor einigen Jahren noch am skeptischsten waren, heute die größten Verfechter des Bürgerdialogs im Vorfeld der Projekte zu finden sind.

Bernd A. Löchter
Landesbetrieb Straßenbau NRW, Leiter Zentrale Kommunikation
Quelle: Bernd A. Löchter
Wir haben dank der Hinweise aus Beteiligungen unsere Planungen rund um das Projekt S11 tatsächlich verbessert. Die Anregungen von Menschen vor Ort gingen zum Teil so weit, dass wir wieder mit der Politik ins Gespräch gegangen sind, weil die Ideen noch über unseren Projektauftrag hinausgingen, wir aber gemerkt haben, dass sie vor Ort wichtig waren und den Menschen am Herzen lagen und wir so gemeinsam Wege finden konnten. Bislang waren gerade auch die Onlinebeteiligungen des Bürgerdialogs konstruktiv und haben uns richtig gut vorangebracht, so dass wir Dinge in die Planungen neu aufgenommen haben, die wir nicht auf dem Schirm hatten.

Bernd Köppel
DB Netz AG, Leiter Großprojekte im Regionalbereich West
Quelle: Bernd Köppel
Ich finde den Bürgerdialog sehr wichtig. Denn Dialog heißt, dass man miteinander redet und Jede/Jeder seine Meinung vorbringen kann. So können Kompromisse erarbeitet und Lösungen für Probleme gefunden werden, mit dem im besten Fall alle einverstanden sind.

Privatperson
In weiten, sogar größten Teilen der Bevölkerung wird der Stromnetzausbau sehr positiv bewertet ebenso wie die Energiewende an sich auch, solange die Strommasten, Kraftwerke, Braunkohleabbaugebiete und in Zukunft auch Konverter weit genug weg sind. Die meisten Leute interessiert es nicht, ob andere Bürgerinnen und Bürger über Gebühr belastet werden, solange sie selbst ihre Vorteile daraus ziehen können. Viele fragen sich jedoch, warum wird in allen anderen Bundesländern Erdkabel realisiert – nur im bevölkerungsreichsten Bundesland nicht?

Guido Otterbein
Bürgerinitiative „Kein Doppelkonverter in Kaarst und Neuss“
Quelle: Guido Otterbein
Ich bin weder gegen die Energiewende noch gegen den SuedLink. Aber die geplante Erdverkabelung in offener Bauweise ist für das Alte Land vollkommen indiskutabel. Sie bringt Schäden für den Boden, den Obstbau und die Wasser- und Bodenverbände mit sich, die nicht repariert werden können. Daher lehne ich die Trasse in der geplanten Form ab.

Ernst Eckhoff
Obstbauer
Quelle: Bürgerdialog Stromnetz
Es ist sehr wichtig, dass man die Bürger mitnimmt. Wenn wir sie nicht mitnehmen, dann hängen wir sie ab und dann müssen wir uns am Ende nicht wundern, wenn die Akzeptanz bei solchen riesengroßen Projekten wie der Transformation des Energiesektors, der Energiewende, sinkt.

Dirk Trappe
Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt
Quelle: Bürgerdialog Stromnetz
Dialoge sind besser als Konfrontation. Dafür braucht es aber eine frühe Öffentlichkeitsbeteiligung, damit alle Beteiligten (auch die Vertreter der Kommunalpolitik) die Chance haben, sich umfassend zu informieren – zur Technik, dem Planungsverfahren oder dem rechtlichen Hintergrund. Und im besten Fall dann gemeinsam Konfliktlösungen für unterschiedliche Interessen und Anliegen finden.

Anne Stamm
Vorsitzende der Bürgerinitiative Menschen unter Strom e.V. in Hagen Garenfeld
Quelle: Anne Stamm
Wir haben ja in Gorleben über die Jahrzehnte einen Prozess erlebt, bei wir gemerkt haben, wie wichtig es ist, alle Interessen, alle Beteiligten an der Wahrheitsfindung und an der Lösung zu beteiligen. Es kann in unserer Zeit nicht mehr etwas zentralistisch, also von einer Person oder einer Partei, geregelt werden, sondern es ist diese gesellschaftliche Dialogform, die wir brauchen. Diese Diskursform im öffentlichen Bereich ist notwendig, damit alle Kräfte mitwirken, damit es emanzipatorisch vorangeht.

Gottfried Mahlke
ehemaliger Pastor der Gemeinde Gartow/Gorleben
Quelle: Bürgerdialog Stromnetz
Wir sollten nicht glauben, heute in die Hände zu klatschen und morgen ist die Energiewende vollzogen. Im Kern reden wir von einer Technikwende. Eine ganzheitliche Betrachtung erfordert aber auch eine Wende in den Bereichen Kapital, Mobilität, Wohnungen, Stadtentwicklung, Produktion, Chemie, Politik und nicht zuletzt in den Menschen.

Prof. Peter Birkner
Geschäftsführer des House of Energy e.V. in Kassel
Quelle: Peter Birkner
Energiewende ohne Bürgerbeteiligung funktioniert nicht. Der Bürgerdialog Stromnetz ist daher eine sehr gute Sache. Denn mit ihm wurde eine Plattform geschaffen, um mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen und vorhandene Vorurteile und Missverständnisse bei der Energiewende auszuräumen.

Privatperson
Wir haben gezeigt, dass die Schwankungen des Solarstroms – der vornehmlich aus dem Süden kommt – in mindestens gleichem Maße zu berücksichtigen sind wie die der Windenergie. Investitionen in die Netzinfrastruktur sind somit durch die Gesamtheit aller einspeisenden Wind- und Solaranlagen bedingt.

Prof. Joachim Peinke
Zentrum für Windenergieforschung der Universitäten Oldenburg, Hannover und Bremen
Quelle: Joachim Peinke
Der Bau neuer Stromtrassen ist dringend erforderlich. Das heutige Übertragungsnetz kann den zukünftigen Übertragungsbedarf nicht mehr bewältigen. Das Stromnetz ist jetzt schon teilweise überlastet. Die Übertragungsnetze in einigen Regionen in Deutschland, wie z. B. im Bundesland Niedersachsen, sind bereits heute stark überlastet und damit verstärkt von aufwendigen Redispatchmaßnahmen betroffen.

Dr. Markus Doll
Leiter Netzentwicklung Bundesnetzagentur
Quelle: Dr. Markus Doll/BNetzA
Die Energiewende ist die Chance zur Demokratisierung der Energieversorgung. Allerdings wird eine rein dezentrale Versorgung für energieintensive Industrie oder richtige Großstädte nicht ausreichen. Auch können wir nicht die Augen davor verschließen, dass im Norden der Republik inzwischen weit mehr Strom aus Wind erzeugt wird, als dort in den Regionen benötigt wird. Der Strom muss zu den Verbrauchern kommen, deswegen brauchen wir leistungsfähige und stabile Übertragungsnetze. Netzoptimierung und intelligente Steuerung der Netze sollte dabei auf jeden Fall vor Netzausbau gehen, denn wir erleben ja bei jeglicher Form von Infrastruktur-Projekten wie schwierig sie zu realisieren sind. Eine ernsthafte Bürgerbeteiligung bei der Ausbauplanung ist daher unverzichtbar, damit die Projekte auf eine breite Akzeptanz stoßen.

Wolfgang Schürger
Beauftragter für Umwelt- und Klimaverantwortung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
Quelle: Wolfgang Schürger
Wir haben unsere Unternehmen immer wieder gefragt und immer wieder zurückbekommen: Zuverlässigkeit ist das Wichtigste und da schauen wir nicht unbedingt auf den Preis und aus welcher Quelle er kommt, sondern Strom muss zuverlässig fließen. Wir können es uns nicht leisten, wegen zu geringen Stroms oder Leistungsabfall plötzlich Maschinenausfälle zu haben, die uns tagelang lahmlegen können.

Dr. Gerold Kreuter
IHK Kassel-Marburg
Quelle: Bürgerdialog Stromnetz